Constantin Pukownick ist Multiinstrumentalist, freischaffender Instrumentallehrer, Moderator und Organisator von Jam Sessions, Open Stages und weiteren musikalischen Veranstaltungen. Er war der erste, der sich an „Back on the road“ mit einem persönlichen Beitrag beteiligte. Für sein neuestes Projekt nimmt er die Gitarre zur Hand und singt seine deutschsprachigen, politischen, teilweise intimen Lieder. (ep)
(ep) Bisher warst Du mit Deinen Bands Turbo Sapienowa, Lube, Gibrasska und Bulldozer für schnelle Rhythmen bekannt. Wie kam es zu Fogel F?
Conny: Fogel F ist im September 2020 aus einem losen Projekt entstanden. Da Corona-bedingt keine Tanzveranstaltungen erlaubt waren, wollte ich etwas für mich Ungewohntes versuchen. Normalerweise sieht man mich im Bandkontext an Blech- und Holzbläsern, Klavier und Akkordeon, sowie Gesang. Einmal ganz klassisch die Gitarre zu nehmen war neu für mich.
Und der Name: Fogel F?
Conny: Ja, für Orthographen ein Graus. Auch da steht die Provokation im Vordergrund. Ich bin ja selbst großer Fan von korrekter Rechtschreibung und kann keinen Text dem Sinn nach erfassen, wenn ein paar solche Fehler vorhanden sind. Das ist fast schon zwanghaft. Aber so sind wir halt, die komischen Fögel, die die Freiheit lieben und dann doch sich an so Nebensächlichkeiten aufhängen.
Du bist Singer/Songwriter?
Conny: Seit 2007 singe und schreibe ich gesellschaftskritische und politische Songs. Deutsch war dabei eine selten gewählte Sprache und vor allen Dingen nichts, womit ich häufig aufgetreten wäre. Doch aufgrund der von mir weitgehend als irrsinnig empfundenen Corona-Maßnahmen bekam ich enorm Lust mit meinen eigenen Liedern Farbe zu bekennen und ernste Themen ansprechen, ohne pathetisch zu wirken. Ich suchte passende Lieder heraus und arrangierte diese für Kontrabass, Geige, Klarinette und Saxophon.
In diesem Jahr veröffentlicht Ihr eine CD?
Conny: Richtig. Im Mai 2022 veröffentlichen wir unter dem Namen „Fogel F – Wohin die Reise geht“ das erste Album mit zwölf Liedern und ein paar Instrumentalstücken dazu.
Mit dabei: Emily Peach aus Neuseeland und Christina Maisner an der Geige, Rafael de la Vega am Saxophon, Markus Wach am Bass und Jan Biedenkopf (Alt-Saxophon und Klarinette). Nach ein paar Konzerten hatte ich das Gefühl, dass ich sehr hinter diesen Songs stehe.

Was ist Deine gesellschaftskritische Position?
Conny: Unsere Ära ist geprägt vom Verlust der Biodiversität, dem stetigen Gieren nach mehr, dem Erstarken von Diktaturen und der emotionalen Abstumpfung. Viele Menschen sind satt aber einsam in ihrem Hamsterrad. Meine Lieder sollen helfen, den Mut zu finden etwas zu verändern, Liebe zu empfinden und sich nicht von all dem Hass anstecken lassen. Wir haben nicht aufgegeben in uns Freude zu spüren.
Hast Du kein Problem damit, als Singer/Songwriter politische Lieder zu spielen?
Conny: Wir haben sogar zwei Probleme: Einmal sind meine Lieder definitiv nicht für ein Publikum geeignet, das nach bloßer Unterhaltung sucht. Fogel F braucht den sensiblen Zuhörer, der/die nach dem Konzert auch noch Lust hat, mit allen in ein Gespräch einzusteigen. Dazu kommt, dass unsere bisherigen Veranstalter dem Corona-Narrativ huldigen und ich als impfkritischer Künstler „für Veranstaltungen nicht mehr berücksichtigt werden kann“, wie man mir erklärte.
Das heißt: Du bist mit Deinen Bands jahrelang solidarisch für Linke, Grüne, DGB und andere Veranstalter aufgetreten, die sich Demokratie und Gerechtigkeit auf ihren Fahnen geschrieben haben, und jetzt wirst Du als „Impfkritiker“ zensiert und vermutlich auch noch in die „rechte Ecke gestellt…?
Conny: Vom DGB habe ich das so erfahren für ein Konzert am 19.02.22 im Rahmen des Jahrestages des Anschlages in Hanau. Wie es mit Bookings weitergeht, wird sich dann wohl erst dieses Jahr zeigen. Optimismus fällt mir da allerdings eher schwer.
Wissen das andere Gießener Künstler? Zeigt sich jemand solidarisch oder wird das von dem etablierten Gießener Musiker-Klüngel gar nicht wahrgenommen?
Conny: Der Gießener Musiker-Klüngel.. ich finde, das ist ein passender Name. Und da ich diesem nicht wirklich angehöre, ist da auch nicht mit Solidarität zu rechnen. Warum auch? Impfkritische Musiker in meinem Umfeld kann ich an einer Hand abzählen. Maßnahmenkritische gibt es da zum Glück schon ein paar mehr. Aber wer traut sich damit offen umzugehen?
Das heißt für Fogel F: Keine Gigs von öffentlichen Veranstaltern bis der Irrsinn ein Ende findet?
Conny: Bislang ist das die Aussicht. Aber ich würde nicht sagen, dass das ausschließlich an der impfkritischen Haltung liegt. Das ist durchaus ein kleines Dilemma: jene Veranstalter, die Turbo Sapienowa buchen, suchen nach unterhaltsamen Bands und da ist Fogel F nicht so geeignet. Politische Veranstalter würden uns wohl schon buchen, aber können nicht, weil ich eben die falsche Meinung bei den falschen Leuten (Impfkritikerdemos) vertreten habe. Entsprechend geht unser Weg in Richtung Wohnzimmerkonzerte und Gartenveranstaltungen. Das ist auch ganz vergnüglich und bietet eine konzentrierte Aufmerksamkeit bezüglich der Lieder. Übrigens: Wer Lust hat, kann sich als Veranstalter aber auch als Gast gerne bei mir melden. Wir freuen uns über jeden Kontakt mit offenherzigen Menschen!
Danke für das Gespräch!
Gerne!